Nun hat sie also stattgefunden, die Tagung zur Apostolizität der Kirche.
Die Tagung hat unsere Erwartung übertroffen.
Bereits im Vorfeld bestand die Unsicherheit, ob es überhaupt möglich sein würde, ein eine Dialog ein Thema aus der Versenkung zu holen, von dem kaum jemand mehr spricht. Das Argument dagegen, dass die Amtsfrage zu wichtig sei, war von ungewissem Gewicht.
Die Skepsis war, was die Teilnehmenden anging, fehl am Platz. Sowohl von katholischer wie von evangelischer Seite kam die Prominenz genauso wie ganz normale engagierte Ökumeniker. Das Thema stößt auf Interesse, das ist das Eine. Geholfen hat sich das interessante Portefeuille der Referentinnen und Referenten.
Mit den Prof. Wenz und Neuner kamen gleich am ersten Nachmittag die routinierten Schwergewichte zum Zug. Wer meinte, dies sei ohne Reiz wurde des Besseren belehrt.
Wenz gab sich kämpferisch und setzte alle ökumenischen Scheuklappen anlegend zum Vollangriff. Seine Rede war eine Herausforderung an die römisch-katholische Kirche, pointiert, bissig und nicht ohne Schalk.
Auch Neuner zog alle Register und bot spannende Facetten und Details des systematischen Baukastens, die in ihrer Nuancierung für manche sehr neue waren. In seiner Perspektive zeigte sich die römisch-katholische Kirche sehr anschlussfähig und durchaus flexibel.
Daraus ergab sich gehöriger Gesprächsbedarf und, so muss man zugeben, es wurde auch heftig gestritten, polemisiert … Mich freut das, denn nur so kommt die Wahrheit auf den Tisch. Wir kommen keinen Millimeter weiter, wenn wir immer nur geräuschlos das diplomatische Parkett polieren.
Bemerkenswert war, es ging um das Grundsätzliche, das Dokument zur Apostolizität der Kirche kam allenfalls am Rande vor.
Der Abend war den Gesprächsgruppen gewidmet. Hier zeigte sich ein ähnliches Bild. Kaum jemand interessierte sich für das Dokument, stattdessen standen die Fundamentalien im Mittelpunkt.
Bemerkenswert war, es ging um das Grundsätzliche, das Dokument zur Apostolizität der Kirche kam allenfalls am Rande vor.
Der Abend war den Gesprächsgruppen gewidmet. Hier zeigte sich, es geht um das Grundsätzliche. Kein Thema war das Dokument, viel eher bewegten die Gruppenteilnehmer existentielle ekklesiologische Fragen, denen sich beide Konfessionen gemeinsam gegenüber sehen und von denen sie gemeinsam herausgefordert sind.
Der Vormittag gehörte der nachfolgenden Generation. Das Bild war weiblich und international, anders eben. Beide Professorinnen gingen, das war interessant, auch auf das Dokument ein, beide waren konfessionell pointiert, selbstbewusst und letztlich war der Horizont beider Vorträge weit über das Dokument auf die aktuellen Herausforderung gerichtet. Das war nicht nur spannend, sondern offenbarte neue Denkansätze, die zu weiterer Beschäftigung anregen.
Prof. Tietz
Prof. Rahner
Wie wollten nun die beiden Ökumenebischöfe, Feige und Manske, darauf reagieren? Ihre Antworten waren sehr persönlich und nicht staatstragend, eher Fragen nachgehend, als vorschnelle Antworten präsentierend. Auch hier wurde deutlich, beide Kirchen stehen vor den gleichen Herausforderung, und, auch wenn das Herkommen unterschiedlich ist, beide
ringen um Antworten. Für mich erhellend war die Forderung von Bischof Feige, den Zielbegriff von Ökumene präziser zu fassen, zu beschreiben, war wir wollen, damit nicht alles in der Käsemannschen Pluralität der Konfessionen vor schnell zu Ende ist.
Bischof Feige
Und dann das Schlusspodium mit allen sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Viel zu kurz, dafür ungewöhnlich lebendig. Ein wohltuender Kontrast der Ökumene des sonst üblichen.
Im Rückblick überraschend für mich war, wie wenig das Dokument interessierte. Eine Entwicklung, die ich bereits von der Vollversammlung des Weltkirchenrates aus Busan mitgebracht habe. Es interessieren Umsetzungen und
Bischof Manske
konkrete Schritte nach vorn, selbst die Wissenschaft, ich versuche es einmal positiv zu formulieren, emanzipiert sich von der Relektüre offizieller Texte. Das ist kein Abwenden davon, Theologie zu treiben, sondern die Suche nach neuen am Leben orientierten Zugängen. Das wird uns sicher noch beschäftigen.
Positiv beeindruckt hat mich auch, wie offen und ehrlich miteinander umgegangen wurde. Der Eindruck erfrischend, es wurde gestritten, man war betroffen, kurzzeitig beleidigt, aber alles an der Sache orientiert. So muss es weiter gehen, wenn wir Fortschritte erzielen wollen.
Sollte ich Ihr Interesse geweckt haben. Dann schauen Sie in die nächsten Helfe der „Catholica“ Kollege Dr. Oeldemann ist so freundlich und wir die Tagung dokumentieren.