Zugegeben in Österreich ist Werbung plastischer als bei uns. Der Wiener Zentralfriedhof warb neulich mit dem Slogan „Corona leugnen, sichert Arbeitsplätze!“, also die der Bestatter und der Sargträger. Na, ja, für unsere Geschmäcker geht diese Art von Humor manchmal etwas weit, wenngleich, wie in jeder Art von Humor, auch hier natürlich ein Körnchen Wahrheit dahinter steckt. Doch darum geht es mir nicht.

Die Frage, die dem verblüfften Betrachter auf einer Grazer Bim entgegenspringt, lautet: „Was wenn plötzlich Endstation ist?“

Gewöhnlich verdrängen wir Fragen wie diese. Wir entkommen ihnen allerdings nicht. Gerade jetzt in den letzten Tagen des Kirchenjahres, mit Allerheiligen auf katholischer und dem Ewigkeitssonntag auf evangelischer Seite, rückt uns die Erinnerung an das Ende des Lebens nahe. Kein Wunder, es passt zur Jahreszeit. Die Blätter fallen, der Natur scheint die Kraft auszugehen und wir bleiben angesichts des naßkalten Wetters lieber zuhause.

Glühwein ist da nett, hilft aber nicht wirklich und mit der Begleitung eines Trauerinstitutes, so wichtig das sein mag, ist es erst recht nicht getan. Denn es geht ja nicht darum, den Tod als Endstation zu verstehen, an die man irgendwann gelangt und von der aus es nicht weiter geht. Wäre dem wirklich so, dann könnte die Unterstützung eines Institutes und in schweren Fällen vielleicht die eines Psychologen völlig ausreichen.

Was aber, wenn wir den Tod nicht als Endstation begreifen, sondern als etwas, durch das wir alle hindurch müssen?

Wir Christinnen und Christen glauben daran. Für uns ist das Leben nur ein Schatz in irrenden Gefäß, wie der Apostel Paulus schreibt. Ein Schatz freilich, unendlich kostbar, aber zerbrechlich. Das heißt unmissverständlich, irgendwann wird dieser Schatz in die Brüche gehen, weil alles Leben endlich ist.

Der Bruch, den jeder Tod unweigerlich ist, bedeutet für uns allerdings den Beginn einer Verwandlung. Oder anders ausgedrückt, mit dem Tod beginnt etwas Neues. Hier fährt kein Zug in eine Endstation, weil Christinnen und Christen ein klares Ziel vor Augen haben.

Dagegen mag man vielleicht einwenden, dass das, was da kommen soll, unbekannt sei. Richtig, von den Toten ist noch niemand zurückgekommen. Hier fängt der Glaube an.

Wir glauben, dass mit dem Tod Gott selbst uns umfängt und aus uns neue Menschen schafft. Anders als wir das zu Erdenzeiten gewesen waren, aber doch Wesen, die noch Aufgaben vor sich haben. Damit meine ich nicht diese etwas langweiligen Geschichten von der Mitgliedsschaft im Chor der Engel, das ist romantische Phantasie. Es geht nicht um Himmel oder Hölle, auch das sind Geschichten, die wenig mit dem, was nach dem Tod geschieht, zu tun haben. Allerdings werden wir uns nach dem Tod mit all dem Unerledigten aus unserem Leben beschäftigen müssen. Wie viele Geschehnisse und Episoden häuft jedes Menschenleben auf, in denen etwas schiefgelaufen ist, jemand verletzt worden oder etwas zerbrochen ist? Das muss alles auf den Tisch. Vielleicht für den Anfang keine angenehme Aussicht, aber wenn dann alles mit Gottes Hilfe zum Ausgleich gekommen sein ist, wird unsere Verwandlung zum Abschluss gekommen sein. Dann sind wir in der Tat neue Menschen.

Mir hilft das, wenn ich um Menschen trauere, die mir in den letzten Tagen und Wochen immer wieder vor Augen treten und die ich vermisse. Und es macht mich zuversichtlich, ja sogar ein wenig hoffnungsfroh, wenn ich an denke, was meine Zukunft sein wird.

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