Überraschend hat am 03. Mai der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, SJ, in Abstimmung mit dem Papst ein Schreiben an Kardinal Marx zur gemeinsamen Teilnahme von konfessionsverschiedenen Ehe an der katholischen Eucharistie veröffentlich. Dieser Brief hat große Wellen geschlagen. Normalerweise schreibe ich zu Themen aus meinem alten Arbeitsfeld nicht, hier scheint mir eine Ausnahme angebracht. Anlass der Angelegenheit war eine Arbeitshilfe, die die deutsche Bischofskonferenz im Februar mit Dreiviertelmehrheit beschlossen hatte, wonach nicht katholische Ehepartner konfessionsverbindender Ehen in Ausnahmefällen zur Kommunion zugelassen werden. Nichts weltbewegendes und in vielen Ländern der Welt bereits gang und gäbe. Für Deutschland war das aber etwas Besonderes und ein schönes Zeichen, dass über das Reformationsjubiläum die ökumenischen Beziehung weiter gewachsen sind. Hintergrund sind auch die guten Beziehung zwischen dem Ratsvorsitzenden der EKD, Bedford-Strohm, und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Marx.
Gegen diese Arbeitshilfe haben vor einigen Wochen sieben Bischöfe in Rom Widerspruch eingelegt. Abgesehen davon, dass es schwierig ist, gegen den eigenen Vorsitzenden bei der übergeordneten Kirchenbehörde Rekurs einzulegen, war es ein besonderes Bonmot, dass die Beschwerdeführer um Kardinal Wölki überwiegend aus Bayern kamen und damit aus Marx´ eigener Freisinger Bischofskonferenz.
Das Gespräch in Rom beim Präfekten der Glaubenskongregation war von Kardinal Marx noch als Ermutigung empfunden worden, da die Parteien mit der Bitte nach Hause geschickt wurden, sich zu einigen.
Der Brief aus Rom bringt diesen Versuch, bevor er überhaupt begonnen hat, zum Ende. Das ist verwunderlich und für den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz sicher nicht leicht zu ertragen. Entsprechend kurz angebunden hat Marx sich auch verlauten lassen (den Wortlaut des Briefes finden Sie hier).
Nimmt man sich den Inhalt des Schreibens genauer vor, dann fällt auf, dass man in Rom wohl große Sorge hatte, die Differenz zwischen eher liberalen und konservativen Teilen der Bischofskonferenz könnte sich vertiefen. Die alte Zerrissenheit der deutschen Bischofskonferenz ist selten so offenbar geworden wie durch dieses Schreiben. Manch einer wird sich an die Kontroverse um die Schwangerschaftsberatung erinnert fühlen. Damit ist aber auch klar, dass es nur vordergründig um Fragen der Ökumene geht, sondern weit mehr darum, welche Richtung die katholische Kirche einschlägt.
Insofern ist das Schreiben insofern konsequent, die angesprochene Frage der Teilnahme an der Eucharistie zu einer Frage der gesamten katholischen Welt zu machen. Natürlich ist das ein Eingriff in die vom zweiten Vatikanum erreichte Autonomie der nationalen Bischofskonferenzen, aber hier scheint es um mehr zu gehen.
Letztlich geht es darum, wer die Richtung bestimmt, und wer, was zu sagen hat. Jetzt liegt der Ball in Rom und damit bei Papst Franziskus selbst. Er will diesen Ball, so der Präfekt der Glaubenskongregation, schnell spielen. Ein kompliziertes Spiel, weil die Fronten auch in Rom zwischen Konservativen und Liberalen deutlich zu Tage liegen. Es bleibt also spannend!
Schade ist nur, dass die Auseinandersetzung auf dem Spielfeld der Ökumene stattfindet. Allerdings, wir sind Ärger gewohnt und gehören damit zu den Sparringpartnern, die sich mit Hilfe des Heiligen Geistes nicht leicht geschlagen geben.