Das Bild oben zeigt das Coelium, den großen Vorlesungssaal, in dem auch schon Luther die Bank drückte.
Meine Wahl am Nachmittag fiel auf Prof. Leppin und den Workshop „Zwischen den Zeiten, Kontinuität und Neuaufbruch in Luthers Biographie“. Leppin spannte einen weiten Bogen von dem Wandel der Lutherbilder, über das zeitgeschichtlich gebundene Verständnis des Thesenanschlages bis hin zu programmatischen Theologumena aus Luthers Denkwerkstatt.
Als sehr gelungen empfand ich die Ausführungen Leppins zur Verwurzelung Luthers in der Mystik. Einerseits spannend, wie Luther Erfahrung seiner Erfurter Ausbildung aufgreift, die mystische Bildsprache (Braut Christi) beibehält, und neu konnotiert, andererseits sich von der Mystik in der Auseinandersetzung mit innerreformatorischen Gegner wieder abwendet.
Kollegen Kappes war in der Diskussion die interessante Rückfrage zu verdanken, wie sich denn die Lutherforschung in Deutschland seit Ebeling aus der Perspektive Leppins darstellt. Wahrscheinlich war das genau die richtige Frage für Leppin, der in 5 Minuten einen geschliffenen Abriss von Ebeling, über die finnische Lutherforschung bis zu Kaufmann und den Erlanger Kirchengeschichtler Hamm darbot.
Für Theologen wie mich sind Ansätze wie die Leppins hoch interessant, weil hier theologisch gedacht wird. Demgegenüber sind sozialwissenschaftliche Ansätze, wie der Kaufmanns, zwar horizonterweiternd, aber weit weniger inspirierend. Eine direkte Auseinandersetzung dieses Ansatzes mit denen, die in Erfurt zur Sprache kommen, fehlt leider.
Im Übrigen, die theologische Fakultät in Erfurt, die an den Dom angebaut ist und modern mit alt verbindet, hat etwas!