Die Landessynode geht gerade zu Ende. Es war eine sehr erlebnisreiche, anstrengende Woche. Schon der Auftakt war überraschend, sollten auf einmal die Ostergottesdienste nicht mehr sein. Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet.
Der Dienstag einer Synodaltagung im Frühjahr ist immer einem Thema gewidmet. „Glaube in verletzlicher Zeit“ lautete es für diese Tagung.
In der Tat bringt die Themenbeschreibung gut auf den Punkt, was die Menschen, uns und auch die Kirche im Moment bewegt. Wir sind verletzt durch diese Pandemie, wir sind verletzt in unseren Möglichkeiten, in unserem Glauben und in unserem Hoffen. Das gilt es einzugestehen.
Ein kleiner unsichtbarerer Virus setzt dem Glauben in den Fortschritt ein Ende, weil dieses Ding uns weit mehr beschäftigt als wir es uns eingestehen wollen. Neue Begrenzungen zeigen sich. Wer hätte gedacht, dass wir uns mit dieser zuerst als Kleinigkeit betrachteten Sache schon mehr als ein Jahr auseinandersetzen müssen, ohne dass ein konkretes Ende abzusehen wäre. Wäre hätte geglaubt, dass so viele Tote und Einschränkungen geben würde?
Natürlich setzt die Pandemie auch unserem Glauben und unserem Gottesbild zu. Wie kann Gott das zulassen, fragen nicht wenige. Das gilt es auszuhalten. Es nützt nichts, dies wegzuschieben oder schönzufärben.
Die Kirchen und auch unser Glaube hat hier keine einfachen Antworten. Es reicht nicht, zu erklären, dass der Virus keine Strafe Gottes sei. Denn Gott hat diesen Virus ja auch nicht verhindert. Das beschäftigt viele, ja es beunruhigt durchaus. Was sollen wir hier antworten?
Am Thementag wurde in einem Referat auf Paul Gerhard, diesen großartigen Liederdichter verwiesen: „Auf, auf, gib deinem Schmerze / und Sorgen gute Nacht, / laß fahren, was das Herze / betrübt und traurig macht; / bist du doch nicht Regente, / der alles führen soll, / Gott sitzt im Regimente / und führet alles wohl.“ (EG361.7). Natürlich provoziert Paul Gerhard hier. Aber wie der Referent des Tages, Prof. Thomas, zu Recht meinte, viele provoziert Paul Gerhard „gar nicht mehr – weil sie sich bei kühlen Weißwein und veganem Schnitzel schon ganz mit der Abwicklung eines rettend-fürsorgenden Gottes versöhnt haben. Für manche anderen aber gilt: Paul Gerhard läßt erkennen, wie trostlos und spirituell verletzt uns die Pandemie gemacht hat und macht.“
Wie kommen wir da heraus? Ist Gott etwa am Ende gar überflüssig geworden?
Nein, mit Sicherheit nicht. Allerdings müssen wir uns von einem Gottesbild verabschieden, das Gott hinter allem und jedem, was geschieht, vermutet. Gott ist kein Puppenspieler, der die Fäden der Welt zieht, sondern der Gott, der sich in Jesus Christus offenbart. Der für uns an Kreuz gegangen ist, unsere Schwachheit bis zum Tod erlebt und sich in der Kraft des Heiligen Geistes als Überwinder des Todes erweist. Unser Landesbischof zitiert hier zu Recht gerne Dietrich Bonhoeffer: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“
Das hilft mir sehr, gegen alle Müdigkeit und Wut, gegen die Mütigkeit, wie es pandemiebedingt neuerdings schön heißt, es stärkt meinen Glauben und gibt mir Mut.
1 Kommentar
Von einem Gottes Bild verabschieden,welches die Kirche über Jahrhunderte auch vermittelt hat.
Warum lässt der Mensch manches zu könnte man auch fragen.
Die Leiden eines Dietrich Bonhöffer wären durch Menschen zu verhindern gewesen.
Aber wenn auch jetzt immer alle Prediger jammern und alles so schrecklich finden,das gibt auch keine Zuversicht.
Jetzt an Ostern brauchen die Menschen Gottedienste für Trost und Hoffnung,da müssten dann die Kirchen überfüllt sein,weil viele schon verzweifelt sind.
Aber gibt ein Gottesdienst wirklich Trost ?Glauben heisst immer glauben auch in den guten Zeiten,da fragt auch keiner warum geht es mir so gut?