Besuch bei Pater Dr. David Neuhaus SJ, dem Patriarchalvikar für die hebräisch sprechenden Katholiken.
Der Treffpunkt war typisch für Pater Neuhaus, völlig unprätentiös ein Kinderhaus für Migranten. Das Gespräch war allerdings ein Feuerwerk, das uns aufgewühlt hat und ziemlich ratlos zurückließ.
Neuhaus machte seine Sicht auf Israel präzise klar. Seiner Überzeugung nach ist Israel als Staat rassistisch, ein Land, das eine paranoide, durch keine Realität gerechtfertigte Angst, evoziert und letztlich den Mythos, dass der Krieg zu gewinnen sei, zur Rechtfertigung von unmoralischen Handlungen macht.
Neuhaus – als Jude mit deutschen Wurzeln, der große Teile seiner Familie im Holocaust verloren hat – plädierte für einen moralischen Umgang mit Israel. Seiner Ansicht nach muss die Besetzung enden, die Gewalt überwunden und endlich eine Zwei-Staaten-Lösung ins Werk gesetzt werden. Dazu bedarf es Israel gegenüber eines deutlichen Umganges, gerade von Seiten Europas, auch Deutschlands.
So sehr ich Neuhaus verstehe, für einen Deutschen ist das ein schwieriges Feld. Aber wir werden lernen müssen, zwischen Juden und dem Staat Israel noch deutlicher zu unterscheiden und es auszuhalten, dass Kritik an Israel immer wieder als Antisemitismus angeklagt wird, aber mitnichten ist.