25 und 26. März fand die Frühjahrssitzung des Gemeinsamen Ausschusses für Kirche und Judentum im Kirchenamt der EKD in Hannover statt.
Diskuttiert wurde über das Thema „Messianische Juden in Deutschland“. Einleitend referierte dazu PD Dr. Stefanie Pfister aus religionssoziologischer Sicht. Dabei wurde sehr deutlich, dass die soziologischen Fakten zwar interessant, aber bei weitem nicht hinreichend für die Beantwortung der Frage sind, wie dieses Phänomen theologisch einzuordnen ist. Hier ist eine theologische Debatte notwendig.
Für mich persönlich war interessant, dass sich nach den von der Messianisch-Jüdischen Konferenz 1998 festgehaltenen Glaubensgrundsätzen diese Gemeinden und deren Mitglieder als „die Fortsetzung des biblischen, rechtmäßigen Judentums“ betrachten. An dieser Aussage ist zweierlei bemerkenswert. Zum einen versuchen die Messianisch-Jüdischen Gemeinden an einem biblischen vorrabbinischen Judentum anzuknüpfen. Das ist aber eine historische Fiktion, die ähnlich problematisch ist, wie die Behauptung, evangelische Gemeinden würden unmittelbar an unchristlichen Zeiten anknüpfen können. Auch wenn man das wollen mag, wird man die dazwischen liegende geschichtliche Entwicklung nicht ausblenden können. Zum anderen macht die Behauptung deutlich, dass man sich als das wahre Judentum betrachtet. Damit wird dem heutigen rabbinischen Judentum schlicht seine Existenzberechtigung abgesprochen. Was das bedeutet, kann man sich leicht ausmalen.
Die jüdische Position markierte Prof. Dr. Brumlik in abendlichen Gesprächsrunde pointiert, indem er ausführte, dass Judentum immerschon rabbinisches Judentum war und der Versuch, Judentum als nicht rabbinisch beschreiben zu wollen, schlicht als nicht jüdisch im halachischen Sinn abzulehnen sei. Die Behauptung anderer, „rechtmäßiges Judentum“ zu sein, spricht dem heutigen Judentum das jüdisch sein ab und setzt sich an dessen Stelle. Eine Denkfigur, welche die Kirche Jahrhunderte lang für sich in Anspruch nahm. Man sah die Kirche im Gegensatz zu den Juden als das wahre Israel. Was das in der Geschichte für entsetzliche Folgen hatte, muss ich nicht näher ausführen. Ich kann deswegen unschwer verstehen, warum von jüdischer Seite auf solche Ansprüche allergisch reagiert wird.