Im aktuellen Wochenbeitrag für www.2017gemeinsam.de erklärt Kurt Kardinal Koch, der Präsident des Sekretariates für die Einheit der Kirchen, dass die lutherischen Kirchen lange keine Kirchen sein wollten. Mir als Lutheraner war das bislang noch nicht bekannt und ich kenne auch keinen Lutheraner, der die Meinung von Kardinal Koch teilt. Offen gesagt, mir fehlen die Worte.
Hier der Beitrag von Kardinal Koch im Wortlaut:
Fünfzig Jahre des ökumenischen Dialogs, auf die Lutheraner und Katholiken dankbar zurückblicken, zeigen, dass evangelische und katholische Christen mehr verbindet als sie trennt. Die Katholische Kirche erkennt deshalb die Evangelische Kirche so an, wie sie sich selbst versteht. Sie versteht sich freilich anders als die Katholische Kirche. Sie will „auf andere Weise“ Kirche sein, wie dies Papst Benedikt XVI. interpretiert hat.
Diese „andere Weise“ muss im ökumenischen Dialog über das Kirchesein weiter besprochen werden, indem gefragt wird: Warum ist die Selbstbezeichnung als Kirche für evangelische Christen heute so wichtig, nachdem sie diese in der Geschichte lange für sich abgelehnt haben? Wie versteht sich die Evangelische Kirche heute selbst? Sind nur die Landeskirchen Kirche oder auch die Freikirchen und evangelischen Gemeinschaften? Da man kennen muss, was man anerkennen will, setzt die Anerkennung der Evangelischen Kirche als Kirche diese weitere Klärung des Kirchenverständnisses voraus.
Der Kurienkardinal Dr. habil. Kurt Koch ist Präsident des Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Bild: Flickr/The Lutheran World Federation