Neue Horizonte der internationalen Ökumenearbeit

Am zweiten Tag ging es um die Pilgrimage von Gerechtigkeit und Frieden.

Renke Brahms, Beauftragter des Rates der EKD für Friedensarbeit, und Dirk Rademacher von der Evang. Seelsorge in der Bundeswehr diskuttierten über die Erträge von Busan zur Friedensfrage.

Auch hier stand der Prozessgedanke im Vordergrund. Friede nicht als Zustand, sondern als Qualität auf dem Weg, einer Reise zu einer Einheit in Frieden und Gerechtigkeit. Die Kirchen sind gefragt als Beispiele, die diese Reise vorleben. Das ist sehr anspruchvoll, aber eine Herausforderung, die Gott uns zutraut.

Die Ankläge an das Einheitspapier waren unübersehbar, eine Gesamtperspektive greifbar.

Kritisch angefragt wurde, was das Mantra gerechter Friede konkret bedeutet? Ob die Schöpfungstheologie, die alles durchzieht, nicht zu wenig Platz für die Christologie läßt?

Deutlich wurde, dass der Pilgerweg des Friedens und der Gerechtigkeit keine unmittelbare Fortsetzung des konziliaren Prozesses sein kann, sondern neue Menschen ansprechen und die nationalen Grenzen sprengen muss.

Letztlich legt jeder Flüchtling uns seine Konflikte vor die Haustüre.

Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Dr. Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik diskuttierten über Ecojustice im Zeitalter des Klimawandels.

Erinnert wurde an die Faktenlage, die an Dramatik kaum zu überbieten ist. Gleichwohl können die Kirchen stolz darauf sein, die Umweltfrage schon früh thematisiert zu haben. Wir wären heute nicht hier, wenn das nicht gewesen wäre.

Aus Busan bringen wir Geschichten mit, die von Menschen erzählen, die durch den Klimawandel leiden. Uns Kirchen muss dieses Thema deswegen weiter umtreiben. Eine Folge von Busan wird sein, dass der ÖRK die nächsten zwei Jahre den Klimawandel in den Mittelpunkt stellt. Gerade nach dem gescheiterten Umweltgipfel in Warschau muss dieses Thema uns weiter beschäftigen. Das gilt besonders für die Option für die Armen, weil sie diejenigen sind, die der Klimawandel unmittelbar betrifft, und weil es, ohne auf sie zu zu gehen, es auch keine nachhaltigen Fortschritte geben wird.

In brillianter Klarheit erläuterte Susanne Dröge die komplexen Zusammenhänge,auf die man sich einlassen muss, wollen die Kirchen in der politischen Debatte ernst genommen werden. Die Umweltfrage kann nicht isoliert betrachtet werden. Sie hat immer auch gesamtwirtschaftliche Auswirkungen. Trotzdem machte sie den Kirchen Mut, sie gelten als kompetente Ansprechpartner und werden deswegen gehört. Die Weichenstellungen, die wegen der Energiewende in Deutschland im Moment getroffen werden, können von den Kirchen kritisch begleitet werden.

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Bedford Strohm und Susanne Dröge

Kurz vor Mittag gab es noch einen fulminanten Aufschlag von Ulrich Möller zu economy of life. Im Grunde schloss Möller unmittelbare an Dröge an, weil er die Gesamtperspektive eröffnete. Letztlich münden die einzelnen Anstöße, die Kirchen geben, immer in einer  gesamtgesellschaftlichen Perspektive, weil, um nur ein Beispiel zu nennen, wenn ich mich aus Gründen des Umweltschutzes gegen die Braunkohleverstromung wende, wird dies Arbeitsplätze kosten und die Strompreise erhöhen. Wirtschafts- und Finanzfragen kommen in den Blick. Hier werden die Kirchen Antworten geben und Alternativen zum derzeitigen Finanz- und Wirtschaftsystem aufzeigen müssen. Und nur wenn diese Alternativen die Kirchen überzeugen, können sie als Gegenmacht Veränderungsprozesse in der Gesellschaft herausfordern. Eine komplexe, eine gewaltige Aufgabe, vor der wir uns aber nicht drücken können.

Möller berichtete auch vom ökumenischen Panel für neue Finanz- und Wirtschaftstrukturen, das aus der Konferenz von Sao Paolo hervorgegangen ist, und dessen Ergebnisse den Exekutivausschuss des ÖRK beschäftigen werden. Hier ist im Herbst mit Ergebnissen zu rechnen.

Am Nachmittag ging es in fünf Arbeitsgruppen darum, zu sichten, welche Perspektiven sich aus der Vollversammlung für Landeskirchen, Werke und Gemeinden ableiten lassen.

AG 1 beschäftigte sich mit Mission, AG 2 mit Internationalse Diakonie und Entwicklungszusammenarbeit, AG 3 mit Economy of life, AG 4 Ökumene zuhause: Menschen und Gemeinden anderer Sprache und Herkunft, AG 5 mit theologischer Bildung.

Morgen lasse ich Sie die Ergebnisse wissen.

 

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