Am Freitag war es endlich soweit. Die Landessynode traf sich in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Nürnberg zur Vorstellung und Befragung der Kandidatinnen und Kandidaten für die Wahl einer neuen Landesbischöfin oder eines neuen Landesbischof.

Die mächtige Gustav-Adolf-Gedächtniskirche erinnert an Gustav II. Adolf (1594 – 1632), den schwedischen König, der mit seinem Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg die Existenz des deutschen Protestantismus sicherte.

Das war sicher nicht der Grund, weswegen die Landessynode sich in dieser mächtigen Kirche traf, die von außen und innen wie eine Trutzburg wirkt. Vermutlich lagen eher pragmatische Gründe zugrunde.

Trotzdem, inmitten des Krieges, den der Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelöst hat, mussten sich die Kandidatinnen und Kandidaten freilich auch Fragen zum Krieg gefallen lassen. Soweit so erwartbar. Erstaunlich war, wie schwer manche sich mit den Antworten taten. Dass man sich bei einer Vorstellung, die mit möglichst vielen kompatibel sein soll, diplomatisch gibt, wird man verstehen müssen. Es gibt allerdings Fragen, auf die muss eine künftige Landesbischöfin oder ein Landesbischof eine klare Antwort geben können, auch wenn es sonst zu seinen Aufgaben gehört, Brücken zu schlagen.

Natürlich ist Frage, wie man zum Krieg steht, furchtbar. Aber Lutheraner verfügen über ein präzises theologisches Konzept, das hilft, hier eine klare Antwort zu geben: die Zwei-Regimenter-Lehre. Dieses Prinzip auf den aktuellen Krieg angewendet, ermöglicht, die verschiedenen Aspekte sauber auseinander zu halten.

Im Bereich des weltlichen Regimentes finden sich klare Regeln. In Kapitel VII, Art. 51 der Charta der Vereinigten Nationen heißt es „Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung….“. Wenn Selbstverteidigung ein legitimes Mittel darstellt, dann gehört die Hilfe zur Selbstverteidigung ganz klar auch dazu.

Freilich hat die Kirche die Aufgabe, der staatlichen Ordnung nicht bedingungslos, sondern nur nach kritischer Überprüfung zu folgen. Dass man seinem Nächsten in der Not zur Seite steht, gehört allerdings zu den Grundannahmen unseres christlichen Glaubens. Nicht umsonst heißt es, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Insofern muss die Unterstützung der Ukraine zur Selbstverteidigung die Zustimmung der Kirchen finden.

Dass damit nicht der Krieg gut geheißen oder gebilligt wird, versteht sich von selbst. Mit „selig sind die Friedfertigen“ (Mt 5,9) macht Jesus seine Position mehr als deutlich. Damit sind wir im Bereich des geistlichen Regimentes. Für Gott geht es um den Shalom, um Frieden mit und in der Welt. Das umreißt die christliche Zielperspektive unmissverständlich. Deswegen werden wir uns als Kirche darum bemühen, dass die Gesprächsfäden nicht abreißen, damit das Leid, dass der Krieg über die Menschen bringt, so schnell als möglich eine Ende findet, und wieder Friede wird. In der Zwischenzeit tun wir alles, was nur geht, um denen, die zu den Opfern zählen, das Maximum an Hilfe und Trost anzubieten, das uns zu Händen ist.

5 Kommentare

Wenn die Kompetenz gleich ist?
Ob man das sagen kann
Jeder macht es sowieso anders doch.
Oder sie machen es zusammen.
Beide haben doch Familie und dann bleibt noch genügend Zeit dafür.

Ich kann das gut verstehen, aber es darf nicht um Frau oder Mann gehen, so sehr ich mir eine Frau gut als Landesbischöfin vorstellen kann, sondern allein um Kompetenz und was wir als Kirche als Persönlichkeit an der Spitze brauchen.

Und nun wurde einen ganzen Tag gewählt,ohne Ergebnis.Schade.
Endlich eine Frau,das müsste doch Konsens sein.
Die Dekanin aus Landshut,jung,innovativ.
Hoffentlich gibt sie nicht auf.

Danke für das deutliche Statement. Auch wenn mir ebenso nichts lieber wäre, als wenn die Waffen sofort schweigen würden, und die Verschleppten wieder zuhause wären.

Kann man die Fragen und die Antworten der Bewerber öffentlich einsehen?

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